Holzbau in Mitteleuropa, Architekt
06.10.2021

Der Holzbau in Mitteleuropa hat nach wie vor einen Rückstand gegenüber Bauobjekten, die mit Stahl und Beton errichtet werden. Der Marktanteil von Holzkonstruktionen liegt nach Abschätzungen zwischen lediglich 5 und 10%. Der größte Teil der Umsätze der Holzwirtschaft liegt beim Ausbau von Bauobjekten und nicht beim Bauobjekt selbst. Das heißt, dass viele Häuselbauer den Baustoff Holz beispielsweise für Fenster, Türen, Treppen, Verschalungen, Parkettböden usw. verwenden und nur ein ganz geringer Teil der Investitionen für den konstruktiven Holzbau verwendet wird.

Die Bedeutung des Holzbaus

Der Holzbau in Mitteleuropa, insbesondere in Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat eine lange Tradition und Geschichte. In den letzten Jahrzehnten gab es allerdings eine Dominanz von Stahl- und Betonbauweisen in der Architektur und im Hochbau. Die geringe Bedeutung des Holzbaus beim Rohbau ist auf die Struktur der Holzbaubetriebe, auf die Planungsbüros und die Forschung, Entwicklung und Lehre zurückzuführen. Die Holzbaubetriebe haben üblicherweise eine geringe Größe und sind selten mit einem technischen Büro ausgestattet, weshalb Holzbauprojekte nicht im Vordergrund stehen. Planungsbüros haben aufgrund der geringen Bedeutung der Holzbauten auch in diesem Bereich wenig Erfahrung. Zusätzlich gibt es in Mitteleuropa wenige spezialisierte Holzbauingenieure. Holzbaulehre ist in vielen Fällen auch nur ein Nebenfach in der Forschung, Entwicklung und Lehre.

Image des Holzbaus

All die oben erwähnten Gründe führen zu einem negativen „Image“, da die handwerklichen Techniken wie beispielsweise Dachstühle, Brücken oder Fachwerkbauten aus Holz aus der vorindustriellen Zeit stammen. Die Technik und die Ausführung haben sich auf den Stahlbau und Stahlbetonbau konzentriert, obwohl diese Entwicklung besonders in Mitteleuropa verstärkt vorkommt. In Nordamerika und in Skandinavien ist der konstruktive Holzbau verblieben. Der Massivbau bietet derzeit zu viele technische Vorteile, um den Marktanteil von Holzbau hierzulande zu vergrößern, obwohl der Holzbau zwischenzeitlich wieder „modern“ geworden ist. Vor allem aus Sicht der Ökologie und Nachhaltigkeit hat Holz in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Holz ist ein erneuerbarer Rohstoff. Bei nachhaltiger Forstwirtschaft kann Holz als CO2-neutraler Baustoff angesehen werden, der zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks beiträgt. Zudem erlauben es moderne Techniken, wie das Bauen mit Kreuzlagenholz, in größerem Maßstab und mit höherer Effizienz mit Holz zu bauen. Viele Menschen schätzen die natürliche Ästhetik und das Ambiente von Holzstrukturen und dessen hervorragende isolierende Eigenschaften.

Für viele Architekten und Ingenieure ist ein Bauwerk aus Holz oftmals eine Pionieraufgabe. Die Standardlösungen sind weniger bekannt als die gleichen beim Massivbau oder Stahlbau, was von den Architekten und Ingenieuren einerseits eine eigene Kreativität und methodisches Vorgehen erfordert, aber auch andererseits viele Freiheiten beim Erfinden neuer und ungewöhnlicher Lösungen ermöglicht, welche beim stärker industrialisierten Bauwesen nicht mehr oder nur mit erheblichen Mehrkosten möglich sind.

Ausführung und Kosten von Holzbau

Holzbauten sind nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern sie bieten auch einen hohen Wohnkomfort. Holz hat hervorragende isolierende Eigenschaften und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Zudem sind Holzhäuser oft schneller zu errichten als Massivbauten, da viele Teile bereits vorgefertigt angeliefert werden können. Allerdings erfordert der Holzbau spezifisches Know-how. Daher sollten spezialisierte Unternehmen beauftragt werden, die Erfahrung im Holzbau mitbringen. Auch bei der Materialauswahl gibt es Unterschiede. Während lokale Hölzer wie Fichte oder Kiefer in Mitteleuropa häufig verwendet werden, können für bestimmte Anforderungen oder aus ästhetischen Gründen auch exotischere Hölzer zum Einsatz kommen.

In Bezug auf die Kosten ist der Holzbau oft konkurrenzfähig zum Massivbau, wobei die Preise je nach Ausführung, Holzart, Region und weiteren Faktoren variieren. Generell kann man sagen, dass die Kosten für ein Holzhaus je nach Ausstattung und Komplexität des Projekts zwischen 1.500 und 2.500 Euro pro Quadratmeter liegen können. Es ist allerdings zu beachten, dass es sich hierbei um grobe Schätzungen handelt und die tatsächlichen Kosten stark von den individuellen Anforderungen und Gegebenheiten abhängen. Der Holzbau bietet somit eine nachhaltige und optisch ansprechende Alternative zu anderen Bauweisen. Durch die Kombination von Tradition und moderner Technik können Holzbauten heutzutage sowohl in puncto Stabilität als auch bei der Energieeffizienz überzeugen.

Wir empfehlen, Ihre Wünsche beim Hausbau mit den Architekten vor Ort zu besprechen. Lösungen mit Holz können vieles ermöglichen. Zu beachten ist jedoch, dass in Österreich die Bauverordnungen in die Landesgesetzgebung fallen, sodass die Vorschriften von Bundesland zu Bundesland bzw. auch von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich sein können.

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