Windturbinen für Einfamilienhäuser?, Elektroplanung
11.01.2024

Die Installation von Windturbinen bzw. Kleinwindkraftanlagen für Einfamilienhäuser in Österreich kann in einigen Fällen sinnvoll sein, insbesondere wenn sie in Kombination mit anderen erneuerbaren Energien wie Solaranlagen genutzt werden. Es gibt allerdings einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen, um ihre Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten. Wir gehen auf dieses Thema näher ein, und erklären in welchen Fällen die Kleinwindkraftanlage in Österreich sinnvoll sein könnte.

Windverfügbarkeit und Standort für Windturbinen

Die Windverfügbarkeit und die Wahl des Standorts sind entscheidend für die Effizienz von Windturbinen in Österreich. Unser Land hat eine vielfältige Geographie, die von den Alpen im Westen bis zu den Ebenen im Osten reicht. Diese geographische Diversität führt zu unterschiedlichen Windmustern, die bei der Planung von Windkraftanlagen berücksichtigt werden müssen. 

In Österreich variieren die Windbedingungen stark zwischen den verschiedenen Regionen. Die alpinen Regionen können stärkere und konstantere Winde aufweisen, insbesondere in höheren Lagen. Allerdings kann die Installation von Windturbinen in bergigen Gebieten technisch anspruchsvoller und teurer sein. In den flacheren Regionen, wie im östlichen Teil Österreichs, sind die Winde möglicherweise weniger stark, aber dennoch ausreichend für den Betrieb von Kleinwindkraftanlagen.

In bebauten Gebieten oder in der Nähe von großen Hindernissen wie Bäumen oder anderen Gebäuden können Windturbinen weniger effizient sein, da solche Hindernisse den Windfluss stören und Turbulenzen verursachen können. Die ideale Platzierung von Windturbinen ist daher in offenen, freiliegenden Gebieten, wo die Windströmung weniger gestört wird.

Vor der Installation einer Windturbine ist es ratsam, eine detaillierte Windgeschwindigkeitsmessung am geplanten Standort durchzuführen. Diese Messungen helfen dabei, das Windenergiepotenzial genau zu bewerten und die optimale Turbinengröße und -art auszuwählen.

Genehmigungsverfahren und Bauordnung für Windturbinen 

Das Genehmigungsverfahren und die Einhaltung der Bauordnung für die Errichtung von Windturbinen in Österreich sind komplexe Prozesse, die je nach Bundesland variieren können. Für private Windkraftanlagen, die zur Eigenversorgung genutzt werden, gelten bestimmte Vorschriften und Grenzwerte, die beachtet werden müssen. Hier sind einige Schlüsselaspekte:

  1. Größe und Leistung der Anlage: Privat genutzte Kleinwindkraftanlagen in Österreich sind in der Regel genehmigungsfrei, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Diese Kriterien beziehen sich oft auf die Leistung der Anlage (weniger als 5 kW) und die Nabenhöhe (unter 20 Metern).

  2. Anzeigepflicht: Obwohl kleinere Anlagen oft genehmigungsfrei sind, besteht in der Regel eine Anzeigepflicht bei der zuständigen Behörde. Dies bedeutet, dass die Installation der Anlage zwar nicht einer Genehmigung bedarf, aber dennoch offiziell angezeigt werden muss.

  3. Regionale Unterschiede: Die spezifischen Anforderungen und Vorschriften können je nach Bundesland variieren. Dies betrifft sowohl die Grenzwerte für die Leistung und Höhe der Anlagen als auch die Genehmigungsverfahren.

  4. Gesondertes Genehmigungsverfahren: Für Anlagen, die über die genannten Grenzwerte hinausgehen, ist in der Regel ein gesondertes Genehmigungsverfahren erforderlich. Dies kann eine eigene Widmung des Grundstücks oder ein aufwendigeres Verfahren zur Errichtung der Anlage bedeuten.

  5. Umweltauflagen und technische Standards: Bei der Errichtung von Windkraftanlagen müssen auch Umweltauflagen, wie der Schutz von Vogel- und Fledermauspopulationen, und technische Standards eingehalten werden. Außerdem ist die Überprüfung der Anlage durch unabhängige Sachverständige erforderlich.

  6. Einspeisung ins Netz: Für kommerziell genutzte Windkraftanlagen, die Strom ins Netz einspeisen, gelten zusätzliche Anforderungen. Dazu gehören eine Genehmigung durch die zuständige Behörde, die Einhaltung von Abstandsregelungen zu Wohngebieten, die Sicherstellung einer stabilen Stromeinspeisung und die Einhaltung technischer Normen.

Die genauen Vorschriften und Verfahrensweisen sollten immer bei der lokalen Baubehörde oder einem Fachanwalt für Baurecht erfragt werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Bestimmungen eingehalten werden.

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Bei der Betrachtung der Kosten und Wirtschaftlichkeit von Windturbinen für Einfamilienhäuser in Österreich sind mehrere Schlüsselfaktoren zu berücksichtigen:

  1. Anschaffungskosten: Die Anschaffungskosten einer Kleinwindkraftanlage variieren je nach Modell und Kapazität. Wie aus den Informationen hervorgeht, können kleinere Anlagen, die für die Versorgung eines Einfamilienhauses ausreichend sind, abzüglich Förderungen rund 20.000 Euro kosten.

  2. Betriebs- und Wartungskosten: Kleinwindkraftanlagen gelten im Allgemeinen als wartungsarm. Allerdings sollten potenzielle Betreiber einen Plan für regelmäßige Inspektionen und mögliche Reparaturen berücksichtigen, um eine langfristige Effizienz und Funktionstüchtigkeit der Anlage zu gewährleisten.

  3. Finanzierungsmöglichkeiten: Es existieren spezielle Finanzierungsmodelle, die es ermöglichen, die Anlage über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren abzubezahlen. Dies kann die anfängliche finanzielle Belastung reduzieren und die Kosten über einen längeren Zeitraum verteilen.

  4. Energieertrag und Amortisation: Der Energieertrag einer Windturbine hängt stark von den lokalen Windbedingungen ab. In Regionen mit ausreichend Wind können Kleinwindkraftanlagen signifikant zur Deckung des Energiebedarfs eines Haushalts beitragen und somit langfristig zur Senkung der Energiekosten führen. Die Amortisationszeit hängt von den Anschaffungskosten, dem Energieertrag und den eingesparten Stromkosten ab.

  5. Förderungen und Subventionen: In Österreich könnten staatliche Förderungen und Subventionen für erneuerbare Energien zur Verfügung stehen, die die Anschaffungskosten einer Windturbine teilweise abdecken. Es ist ratsam, sich über aktuelle Förderprogramme zu informieren.

  6. Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit: Neben der finanziellen Betrachtung spielt auch die ökologische Nachhaltigkeit eine Rolle. Die Nutzung von Windenergie reduziert den CO2-Ausstoß und leistet einen Beitrag zum Umweltschutz.

Wann sind Windturbinen nun sinnvoll?

Die Investitionskosten für kleinere Windenergieanlagen bewegen sich bei etwa 4.000 Euro pro Kilowatt (KW), einschließlich Mehrwertsteuer. Im Vergleich dazu sind die Ausgaben für Solaranlagen mit rund 2.500 Euro pro Kilowattpeak (kWp), inklusive Mehrwertsteuer, niedriger. Jedoch erhalten Kleinwindanlagen nur begrenzte Subventionen, konkret die allgemeine Förderung für Windstrom von 9,7 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Dies führt dazu, dass der erzeugte Strom finanziell weniger attraktiv vergütet wird. Daher ist der Einsatz von Kleinwindanlagen vor allem für die Deckung des Eigenbedarfs ratsam. Bei diesem Ansatz wird der erzeugte Strom direkt selbst genutzt, was abhängig vom aktuellen Strompreis zu Einsparungen von 18 bis 20 Cent pro kWh führen kann.

Bei der Auswahl von Windturbinen in Österreich ist Vorsicht geboten, da manche Angebote unrealistisch hohe Erträge versprechen, die auf nicht überprüften Herstellerangaben basieren. Diese Angebote können ein verzerrtes Bild des tatsächlichen Potenzials der Anlagen zeichnen. Häufig werden die Erträge auf der Grundlage durchschnittlicher Windgeschwindigkeiten berechnet, was zu irreführenden Ergebnissen führen kann. Wichtig zu beachten ist, dass die Windgeschwindigkeit exponentiell mit der Leistung der Anlage korreliert, sodass geringfügige Unterschiede in der Windgeschwindigkeit erhebliche Auswirkungen auf die Leistung haben können. Zum Beispiel würde ein Anstieg der Windgeschwindigkeit von 5 m/s auf 10 m/s die Leistung um etwa 70% steigern. Dies unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Standortanalyse, besonders in bebauten Gebieten, um das wahre Leistungspotenzial der Windturbine zu bewerten.

Informieren Sie sich unbedingt bei den lokalen Elektroplanern, ob so eine Investition bei Ihrem Standort sinnvoll ist. 

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