Berechnung der Sickerschächte, Gartenplanung
08.07.2024

Die Anlage eines Sickerschachts erfordert sorgfältige Planung und Berechnung, um eine effektive und umweltfreundliche Lösung zur Versickerung von Regenwasser zu gewährleisten. Durch die Berücksichtigung regionaler Niederschlagsdaten, der Bodenbeschaffenheit und der gesetzlichen Anforderungen kann die optimale Größe und Konstruktion des Schachtes bestimmt werden. Hauseigentümer, die diese Arbeiten in Eigenleistung ausführen möchten, sollten sich umfassend informieren und gegebenenfalls fachlichen Rat einholen, um die Funktionsfähigkeit und die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Berechnung, die gesetzlichen Anforderungen und die praktische Umsetzung von Sickerschächten. Wir gehen auch auf ein Beispiel ein, damit Sie eine ungefähre Vorstellung der Berechnung erhalten.

Berechnung der Größe des Sickerschachts

Die Berechnung der Größe eines Sickerschachts hängt von mehreren Faktoren ab:

  1. Regenwasseraufkommen:
    Hierbei wird die Menge des Regenwassers, die auf die versiegelten Flächen des Grundstücks trifft, berücksichtigt. Dies umfasst insbesondere Dachflächen, aber auch andere undurchlässige Flächen wie Terrassen und Einfahrten. Für die Berechnung wird das Niederschlagsaufkommen der Region herangezogen. Diese Daten können von regionalen Wetterdiensten oder über spezielle Berechnungstools wie RAINPLANER® bezogen werden.

  2. Bodenbeschaffenheit:
    Die Versickerungsfähigkeit des Bodens spielt eine entscheidende Rolle. Böden mit hoher Wasserdurchlässigkeit, wie sandige Böden, ermöglichen eine schnellere Versickerung, während lehmige Böden eine langsamere Versickerung zulassen. Bei schlecht durchlässigen Böden muss der Sickerschacht ein größeres Volumen haben, um das Wasser zwischenzuspeichern und eine Überlastung zu vermeiden.

  3. Grundwasserspiegel:
    Der Boden des Sickerschachts muss mindestens einen Meter über dem höchsten Grundwasserspiegel liegen, um eine Kontamination des Grundwassers zu vermeiden und die Funktionsfähigkeit des Schachtes sicherzustellen.

Die eigentliche Berechnung erfolgt in mehreren Schritten:

  • Ermittlung des Volumens des Sickerschachts:
    Das notwendige Volumen kann mit der Formel für das Volumen eines Zylinders berechnet werden: V = π x r² x h, wobei r der Radius und h die Höhe des Schachtes sind. Hierbei wird oft ein Mindestdurchmesser von einem Meter vorgegeben, um eine ausreichende Versickerungsleistung zu gewährleisten​.
     
  • Anpassung der Dimensionen:
    Je nach den lokalen Bedingungen und den spezifischen Anforderungen kann es notwendig sein, den Durchmesser oder die Tiefe des Schachtes anzupassen. Eine größere Oberfläche erhöht die Versickerungsleistung, da mehr Wasser gleichzeitig aufgenommen und durch den Boden gefiltert werden kann​​.
     

Gesetzliche Vorgaben und Verordnungen

In Österreich sind die Vorschriften zur Anlage von Sickerschächten nicht bundeseinheitlich geregelt, sondern unterliegen den jeweiligen Landesverordnungen und kommunalen Vorschriften. Einige grundlegende Anforderungen umfassen:

  • Genehmigungspflicht:
    In vielen Bundesländern ist der Bau eines Sickerschachtes genehmigungspflichtig. Hierbei muss insbesondere geprüft werden, ob der Standort des Schachtes außerhalb von Wasser- und Quellschutzgebieten liegt und ob der Boden eine ausreichende Versickerungsfähigkeit aufweist​​.
     
  • Abstand zum Grundwasserspiegel:
    Wie bereits erwähnt, muss der Abstand zwischen dem Boden des Sickerschachtes und dem höchsten Grundwasserspiegel mindestens einen Meter betragen, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu verhindern.
     
  • Umweltverträglichkeit:
    In manchen Regionen müssen spezielle Anforderungen erfüllt werden, um sicherzustellen, dass das versickerte Wasser keine Schadstoffe enthält, die den Boden oder das Grundwasser belasten könnten. Dies kann die Installation von Filtern oder Sedimentationsschichten erforderlich machen​.
     

Praktisches Beispiel für eine Dachfläche von 16 m²

Angenommen, Sie haben ein Carport errichtet oder Gartenhaus mit einer Dachfläche von 16 m² (5 m x 3 m) und wollen hierfür einen Sickerschacht dimensionieren. Angenommen, das Carport oder Gartenhaus befindet sich in einer Region Österreichs mit durchschnittlichen Niederschlagsmengen. Die relevanten Daten für die Berechnung umfassen:

  • Regionale Regenspende: 60 l/m² (angenommener Starkregenereigniswert)
  • Bodenart: Lehmiger Boden mit einer Versickerungsrate von 10 mm/h
     

Schritt 1: Berechnung der abfließenden Regenwassermenge

Zuerst wird die gesamte Regenwassermenge berechnet, die von der Dachfläche abfließt.

Dachfläche = 16 m²

Die gesamte Regenwassermenge bei einem Starkregenereignis wird berechnet:

Regenwassermenge = Dachfläche x Regenspende
Regenwassermenge = 16 m² x 16 l/m² = 960 Liter

Schritt 2: Berechnung des Sickervolumens

Das Sickervolumen hängt von der Versickerungsrate des Bodens und der Dauer des Regenereignisses ab. Angenommen, das Regenereignis dauert 1 Stunde.

Versickerungsrate = 10 mm/h = 10 l/m²/h

Um die effektive Versickerung zu berechnen, wird das Volumen des Sickerschachtes benötigt:

Versickerungsmenge = Dachflache x Versickerungsrate
Versickerungsmenge = 16 m² x 10 l/m²/h = 160 Liter

Das notwendige Volumen des Sickerschachtes ergibt sich aus der Differenz zwischen Regenwassermenge und Versickerungsmenge:

Sickervolumen = Regenwassermenge - Versickerungsmenge 
Sickervolumen = 960 Liter - 160 Liter = 800 Liter

Schritt 3: Dimensionierung des Sickerschachtes

Die Dimensionierung des Sickerschachtes erfolgt durch die Festlegung von Durchmesser und Höhe. Angenommen, ein zylindrischer Schacht mit einem Durchmesser von 1 Meter wird verwendet.

Das Volumen eines Zylinders berechnet sich nach der Formel:

V = π x r² x h

Um das notwendige Volumen von 800 Litern (0,8 m³) zu erreichen:

Da der Durchmesser des Schachtes 1 Meter beträgt, ist der Radius r = 0,5 Meter.

0,8 m³ = π x (0,5 m)² x h
0,8 m³ = π x 0,25 m² x h
0,8 m³ = 0,785 m² x h 

h = 0,8 m³ / 0,785 m²
h ≈ 1,02 Meter

Der Sickerschacht sollte demnach eine Tiefe von ungefähr 1,02 Metern haben, um das gesamte Regenwasser effektiv aufzunehmen und zu versickern.

Zusammenfassung der Beispielrechnung

Die Berechnung zeigt, dass für eine Dachfläche von 16 m² (z.B. für ein Carport oder Gartenhaus) bei den gegebenen Bedingungen ein Sickerschacht mit einem Durchmesser von 1 Meter und einer Tiefe von etwa 1.02 Metern ausreichend ist, um ein Starkregenereignis zu bewältigen.

Die exakten Abmessungen und Anzahl der notwendigen Schächte können je nach spezifischen örtlichen Bedingungen und baulichen Gegebenheiten variieren. Es ist wichtig, vor Baubeginn eine detaillierte Planung von einem Fachbetrieb und Genehmigung durch die zuständige Wasserbehörde einzuholen, um rechtliche und technische Anforderungen zu erfüllen.

Praktische Umsetzung eines Sickerschachts

Die praktische Umsetzung umfasst mehrere Schritte:

  1. Standortwahl und Aushub:
    Der Standort des Sickerschachts sollte sorgfältig gewählt werden, um eine optimale Versickerung zu gewährleisten. Der Aushub kann je nach Bodenbeschaffenheit und Größe des Schachtes mit einem Minibagger erfolgen. Die ausgehobene Erde sollte in der Nähe bleiben, da sie teilweise wiederverwendet wird​.

  2. Einbau von Vlies und Drainage:
    Zur Verhinderung von Wurzeleinwuchs und Verdichtung des Bodens wird zuerst ein Vlies auf den Boden gelegt. Darüber kommt eine Schicht aus Kies oder Sand als Drainage, um die Versickerung zu unterstützen​​.

  3. Setzen der Schachtringe:
    Fertigelemente aus Beton oder Kunststoff werden in das Erdloch gesetzt. Diese Ringe können seitliche Lochungen haben, um die Versickerung zusätzlich zu verbessern​​.

  4. Installation von Filtern und Zulaufrohren:
    Um die Langlebigkeit des Schachtes zu erhöhen und Geruchsbelästigungen zu vermeiden, werden Filter installiert. Das Zulaufrohr, welches das Regenwasser vom Dach oder anderen versiegelten Flächen in den Schacht leitet, sollte mit einem Gefälle verlegt werden, um einen freien Wasserfluss zu gewährleisten​​.

  5. Verschließen des Schachtes:
    Der Schacht wird mit Kies und der zuvor ausgehobenen Erde wieder aufgefüllt. Bei offenen Schachtringen können Deckel verwendet werden, um den Schacht abzuschließen und ihn unsichtbar zu machen, z.B. durch eine Rasenbedeckung​.

Setzen Sie sich mit Ihrer lokalen Baubehörde in Verbindung und informieren Sie sich über die regionalen Vorschriften zum Sickerschacht. Eine alternative Anlaufstelle für Informationen können die Architekten vor Ort bzw. Erdbauunternehmen vor Ort sein, die bereits Erfahrungen diesbezüglich haben können.

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