Gefährdungsbeurteilung beim Bau, SiGe-Plan
04.09.2024

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein unverzichtbares Instrument für die Sicherheit auf Baustellen und sollte bei jedem Bauprojekt, insbesondere beim Bau und Umbau von Einfamilienhäusern, konsequent angewendet werden. Durch die Ermittlung, Bewertung und Kontrolle von Gefahren können Arbeitsunfälle vermieden und die Gesundheit der Beschäftigten geschützt werden. Es ist die gemeinsame Verantwortung von Bauherren, Planern und ausführenden Unternehmen, die Sicherheitsstandards auf Baustellen hoch zu halten und die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen.

Rechtliche Grundlagen

In Österreich basiert die Gefährdungsbeurteilung auf den gesetzlichen Bestimmungen des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes (ASchG) und den dazugehörigen Verordnungen. Die Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen verpflichtet Arbeitgeber, Gefährdungen am Arbeitsplatz zu ermitteln, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu deren Vermeidung festzulegen. Insbesondere bei Bauprojekten wie dem Bau oder Umbau von Einfamilienhäusern sind diese Evaluierungen unerlässlich, da ständig wechselnde Arbeitsbedingungen und unvorhersehbare Risiken bestehen​.

Warum ist eine Gefährdungsbeurteilung wichtig?

Der Bau von Einfamilienhäusern ist komplex und beinhaltet viele unterschiedliche Arbeitsbereiche, wie Erdarbeiten, Gerüstbau, Dacharbeiten und den Umgang mit schweren Maschinen. Diese Aufgaben bergen ein hohes Risiko für Unfälle, weshalb eine gründliche Gefährdungsbeurteilung entscheidend ist. Durch eine systematische Beurteilung können Gefahrenquellen identifiziert und Präventivmaßnahmen entwickelt werden, die nicht nur die Sicherheit der Arbeiter erhöhen, sondern auch die Qualität des Bauprojekts sichern​.

Schritte der Gefährdungsbeurteilung

Die Gefährdungsbeurteilung auf Baustellen folgt einem strukturierten Prozess, der verschiedene Schritte umfasst:

  1. Ermittlung der Gefährdungen: Zu Beginn müssen alle potenziellen Gefahren identifiziert werden, die während der Bauarbeiten auftreten können. Dies umfasst physische Gefahren wie Absturzrisiken, elektrische Gefahren oder den Umgang mit Chemikalien.

  2. Bewertung der Risiken: Nach der Ermittlung erfolgt die Bewertung der Gefahren hinsichtlich ihrer Schwere und Wahrscheinlichkeit. Dies ermöglicht eine Priorisierung der Risiken und eine Entscheidung über notwendige Schutzmaßnahmen.

  3. Festlegung von Maßnahmen: Basierend auf der Risikobewertung werden Maßnahmen zur Gefahrenvermeidung oder -minderung definiert. Beispiele sind der Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung, Sicherheitsunterweisungen und technische Schutzvorrichtungen.

  4. Umsetzung und Überwachung: Die festgelegten Maßnahmen müssen konsequent umgesetzt und ihre Wirksamkeit regelmäßig überprüft werden. Dies beinhaltet auch die fortlaufende Anpassung der Maßnahmen an neue oder veränderte Gefährdungen.

  5. Dokumentation: Die gesamte Gefährdungsbeurteilung, einschließlich der Bewertung und der umgesetzten Maßnahmen, muss dokumentiert und für spätere Überprüfungen bereitgehalten werden​.

Häufige Gefahren auf Baustellen

Einige der häufigsten Gefahren, die bei Bauarbeiten an Einfamilienhäusern auftreten, sind:

  • Absturz von Höhen: Dies ist eine der häufigsten Unfallursachen auf Baustellen. Maßnahmen wie Sicherheitsgeländer, Absturzsicherungen und persönliche Schutzausrüstung sind essenziell, um diese Gefahr zu minimieren.

  • Umgang mit schweren Geräten: Der Einsatz von Baggern, Kränen und anderen schweren Maschinen erfordert spezielle Sicherheitsvorkehrungen, um Kollisionen und Quetschverletzungen zu vermeiden.

  • Elektrische Gefahren: Arbeiten an der Elektroinstallation oder der Umgang mit Baustrom erfordern besondere Vorsichtsmaßnahmen, um elektrische Unfälle zu verhindern.

  • Gefahrstoffe: Beim Bau kommen oft Chemikalien zum Einsatz, die gesundheitsgefährdend sein können. Eine korrekte Lagerung und Handhabung sowie das Tragen von geeigneter Schutzausrüstung sind hier entscheidend​.
     

Technologische Unterstützung

Moderne Technologien können die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen erheblich erleichtern. Digitale Tools wie SafetyCulture (iAuditor) ermöglichen eine einfache Erfassung und Dokumentation von Gefahren sowie die laufende Anpassung der Maßnahmen an neue Risiken. Mit mobilen Anwendungen können Baustellenleiter Gefährdungen fotografieren, Maßnahmen zuweisen und die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen in Echtzeit überwachen​.

Praxisbeispiele und Empfehlungen

In der Praxis ist es hilfreich, auf vorgefertigte Checklisten und Musterformulare zurückzugreifen, um sicherzustellen, dass alle relevanten Gefahrenquellen erfasst und bewertet werden. Vor allem kleinere Bauprojekte, wie der Bau eines Einfamilienhauses, profitieren von solchen Vorlagen, da sie eine systematische und umfassende Evaluierung erleichtern. Die kontinuierliche Schulung der Arbeiter und eine enge Zusammenarbeit mit Sicherheitsfachkräften und Baustellenkoordinatoren sind ebenfalls wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Gefährdungsbeurteilung​.

Kosten für die Gefährdungsbeurteilung beim Bau

Die Kosten für eine Gefährdungsbeurteilung im Bauwesen, insbesondere für Einfamilienhäuser, können stark variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Umfang und Komplexität des Bauprojekts: Einfache Bauprojekte, wie kleinere Umbauten oder der Bau eines Einfamilienhauses, verursachen in der Regel geringere Kosten als komplexe Großbaustellen. Je umfangreicher das Projekt und je mehr potenzielle Gefährdungen zu bewerten sind, desto höher sind die Kosten.

  2. Art der durchgeführten Maßnahmen: Die Kosten hängen auch davon ab, ob eine einmalige Beurteilung ausreicht oder regelmäßige Kontrollen und Anpassungen erforderlich sind. Bei komplexen Baustellen sind oft fortlaufende Evaluierungen nötig, die die Gesamtkosten erhöhen.

  3. Einsatz von Experten: Die Beauftragung von externen Sicherheitsfachkräften oder Spezialisten für Arbeitssicherheit kann die Kosten erhöhen. Diese Experten bringen jedoch oft wertvolle Fachkenntnisse mit, die zur Reduzierung von Gefahren beitragen und langfristig Kosten durch Unfälle vermeiden können.

  4. Verwendung von digitalen Tools: Der Einsatz von Softwarelösungen kann die Effizienz der Gefährdungsbeurteilung erhöhen und die Kosten reduzieren, da manuelle Dokumentationsprozesse vereinfacht und standardisiert werden. Die Anschaffung solcher Tools kann jedoch anfängliche Investitionskosten mit sich bringen.

Durchschnittliche Kostenschätzungen:

  • Kleine Bauprojekte (z.B. Einfamilienhäuser): Die Kosten für eine Gefährdungsbeurteilung beginnen bei etwa 500 bis 1.500 Euro, abhängig vom Umfang der Arbeiten und den eingesetzten Sicherheitsmaßnahmen.
  • Mittelgroße Bauprojekte: Die Kosten können sich auf 1.500 bis 5.000 Euro belaufen, wenn regelmäßige Überprüfungen und Dokumentationen erforderlich sind.
  • Großprojekte: Bei größeren Bauvorhaben, die eine intensivere Beurteilung und Überwachung erfordern, können die Kosten schnell auf über 10.000 Euro ansteigen.
     

Die genauen Kosten lassen sich oft erst nach einer ersten Einschätzung durch eine Fachkraft oder ein Sicherheitsunternehmen bestimmen. Es empfiehlt sich, im Vorfeld mehrere Angebote einzuholen, um die Leistungen und Preise vergleichen zu können. Nutzen Sie auch unseren Baukostenrechner für den SiGe-Plan, um nach weiteren Richtpreisen zu suchen.

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