Dachstuhl Anheben für Einfamilienhäuser, Dachstuhl
03.06.2024

Das Anheben des Dachstuhls ist eine beliebte Methode, um zusätzlichen Wohnraum in Einfamilienhäusern zu schaffen, ohne das Gebäude vollständig neu zu errichten. Diese Methode ist besonders in Österreich weit verbreitet und bietet eine kostengünstige Alternative zu Neubauten oder umfangreichen Dachausbauten. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über das Anheben eines Dachstuhls in Österreich, inklusive der rechtlichen Vorschriften, der notwendigen Schritte und der Kosten.

Voraussetzungen und Genehmigungen

Das Anheben eines Dachstuhls erfordert eine sorgfältige Planung und eine Reihe von Genehmigungen, um sicherzustellen, dass die baulichen Veränderungen sicher und gesetzeskonform durchgeführt werden. Hier sind die wesentlichen Schritte und Details, die Sie beachten müssen:

1. Prüfung der Genehmigungspflicht

Bevor Sie mit den eigentlichen Arbeiten beginnen, müssen Sie klären, ob das Anheben des Dachstuhls in Ihrem Fall genehmigungspflichtig ist. Grundsätzlich gilt in Österreich, dass jede bauliche Veränderung, die die Statik oder den äußeren Anschein des Gebäudes beeinflusst, genehmigungspflichtig ist​.

2. Bebauungsplan und Ortsvorschriften

Ein Blick in den Bebauungsplan Ihrer Gemeinde gibt Auskunft darüber, ob und in welchem Umfang bauliche Veränderungen zulässig sind. Der Bebauungsplan legt fest, welche Bauvorhaben in welchem Gebiet durchgeführt werden dürfen. Wenn in Ihrer Nachbarschaft keine erhöhten Dachstühle vorhanden sind, stehen die Chancen für eine Genehmigung schlechter. Es ist wichtig, dass das Bauvorhaben in das Ortsbild passt und die Bestimmungen des Bebauungsplans erfüllt werden​​.

3. Einreichung der Baupläne

Nach Klärung der Genehmigungspflicht und Durchsicht des Bebauungsplans müssen detaillierte Baupläne erstellt werden. Diese Pläne umfassen die folgenden Elemente:

  • Bestandspläne: Aktuelle Pläne des bestehenden Gebäudes.
  • Bauskizzen: Detaillierte Skizzen der geplanten baulichen Veränderungen.
  • Statische Berechnungen: Ein Statiker oder Tragwerksplaner muss die statischen Berechnungen durchführen und bestätigen, dass das Gebäude die geplanten Veränderungen sicher tragen kann.
  • Antragsformulare: Offizielle Formulare, die bei der Bauaufsichtsbehörde eingereicht werden müssen.
  • Amtlicher Lageplan: Ein Plan, der das Grundstück und seine Umgebung zeigt​.
     

4. Prüfung durch Sachverständige

Ein Sachverständiger prüft den Zustand des Gebäudes und die vorgelegten Pläne. Diese Prüfung umfasst:

  • Statische Überprüfung: Sicherstellung, dass die baulichen Veränderungen die Stabilität des Gebäudes nicht gefährden.
  • Überprüfung der energetischen Standards: Sicherstellung, dass die neuen Bauteile den aktuellen energetischen Anforderungen entsprechen.
  • Brandschutz: Überprüfung, ob die Brandschutzanforderungen erfüllt sind.
  • Schallschutz und Trittschalldämmung: Insbesondere bei Vermietung wichtig, um die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen​​.
     

5. Einholung der Baugenehmigung

Die gesammelten Dokumente und Pläne müssen bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde eingereicht werden. Diese Behörde prüft die Übereinstimmung des Bauvorhabens mit dem geltenden Baurecht. Hierbei können je nach Komplexität des Vorhabens und der örtlichen Bauvorschriften unterschiedliche Prüfungszeiträume entstehen:

  • Vereinfachtes Verfahren: Für Gebäude geringer Höhe (Gebäudeklassen 1-3) kann ein vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren genutzt werden, welches eine schnellere Bearbeitungszeit hat (etwa einen Monat).
  • Umfassendes Verfahren: Für komplexere Bauvorhaben kann die Prüfungszeit bis zu vier Monate betragen. Es fallen Gebühren an, die in der Regel zwischen 1/1000 und 4/1000 der Baukosten liegen​​.
     

6. Besondere Regelungen und Auflagen

Je nach Bundesland und spezifischen örtlichen Vorschriften können zusätzliche Anforderungen gestellt werden. Dazu gehören:

  • Denkmalschutz: Wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sind zusätzliche Genehmigungen erforderlich.
  • Erdbebenschutz: Besonders in erdbebengefährdeten Gebieten müssen spezielle statische Anforderungen erfüllt werden​​.
     

7. Durchführung der Baumaßnahmen

Nach Erhalt der Baugenehmigung können die Bauarbeiten beginnen. Es ist ratsam, einen erfahrenen Architekten und Statiker zu beauftragen, um sicherzustellen, dass alle Arbeiten fachgerecht und gemäß den genehmigten Plänen durchgeführt werden. Bei der Durchführung müssen alle bau- und sicherheitstechnischen Vorschriften strikt eingehalten werden​.

Mit sorgfältiger Planung und Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften kann das Anheben des Dachstuhls erfolgreich durchgeführt werden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen und den Wert Ihrer Immobilie zu steigern.

Dachstuhl Anheben in der Praxis

Die Arbeitsschritte für das Anheben

  1. Vorbereitungsarbeiten: Zunächst müssen die Dachbalken freigelegt, das alte Dach abgedeckt und eventuell vorhandene Kamine entfernt werden. Diese vorbereitenden Arbeiten sind essentiell, um das Dach sicher anheben zu können.

  2. Hydraulisches Anheben des Dachstuhls: Der Dachstuhl wird mithilfe von Hydraulikpumpen angehoben. Diese Pumpen werden strategisch an den Traufen und der Mittelpfette platziert und synchron gesteuert, um ein gleichmäßiges Anheben zu gewährleisten. Der Dachstuhl kann so um bis zu 1,50 Meter angehoben werden​​.

  3. Aufmauern des Kniestocks: Nachdem der Dachstuhl angehoben und abgestützt wurde, wird der Kniestock aufgemauert. Dieser Schritt ist relativ unkompliziert und kann von geübten Heimwerkern selbst durchgeführt werden. Der Kniestock dient dazu, den neuen Raum unter dem Dach zu stützen und die erhöhte Dachkonstruktion zu stabilisieren.

  4. Absenken und Befestigen des Dachstuhls: Nach dem Aufmauern des Kniestocks wird der Dachstuhl vorsichtig wieder abgesenkt und auf dem neuen Mauerwerk befestigt. Dabei ist sicherzustellen, dass alle Verbindungen stabil und dicht sind, um spätere Probleme wie Schimmelbildung zu vermeiden.

  5. Abschlussarbeiten: Zum Schluss wird das Dach abgedichtet und gedämmt. Die Außenwände können nach Wunsch neu verputzt und gestrichen werden. Danach kann der Innenausbau beginnen​.

Kosten und Nutzen für das Anheben

Das Anheben eines Dachstuhls ist eine kostengünstige Methode, um zusätzlichen Wohnraum in einem Einfamilienhaus zu schaffen, ohne das gesamte Dach neu zu bauen. Die Kosten für diese Maßnahme können jedoch variieren, je nach Umfang der Arbeiten und den spezifischen Gegebenheiten des Gebäudes.

Kostenübersicht

  1. Allgemeine Kostenrahmen:

    • 6.000 bis 12.000 Euro: Diese Spanne umfasst die meisten Projekte zur Dachstuhlanhebung und beinhaltet vorbereitende Arbeiten, das eigentliche Anheben des Dachstuhls mit Hydraulikpumpen sowie das Aufmauern und Absenken des Kniestocks. Diese Kosten können durch Eigenleistungen reduziert werden​.
       
  2. Einzelne Arbeitsschritte und deren Kosten:

    • Vorbereitungsarbeiten: Freilegung der Dachbalken und Entfernung des Kaminblechs. Diese Arbeiten können eventuell selbst durchgeführt werden, um Kosten zu sparen.
    • Hydraulisches Anheben des Dachstuhls: Der Dachstuhl wird mithilfe von Hydraulikpumpen gleichmäßig angehoben. Diese Arbeiten müssen von Fachleuten durchgeführt werden.
    • Aufmauern des Kniestocks: Nachdem der Dachstuhl angehoben wurde, wird der Kniestock aufgemauert. Auch hier kann man durch Eigenleistung Kosten reduzieren.
    • Absenken des Dachstuhls und Abschlussarbeiten: Der Dachstuhl wird wieder abgesenkt und befestigt. Danach erfolgt die Dämmung und gegebenenfalls die Verputzung der neuen Wände.
       
  3. Zusätzliche Kosten:

    • Statiker und Architekt: Für die statischen Berechnungen und die Bauplanung sind zusätzliche Kosten einzuplanen. Diese Fachleute sind notwendig, um die Sicherheit und die baulichen Vorschriften einzuhalten.
    • Genehmigungen: Die Einholung einer Baugenehmigung ist erforderlich und kann zusätzliche Gebühren verursachen​​.
       

Kosteneinsparung durch Eigenleistung

Ein erheblicher Teil der Kosten kann durch Eigenleistungen gespart werden. Besonders das Aufmauern des Kniestocks und vorbereitende Arbeiten wie die Freilegung der Dachbalken können von geschickten Heimwerkern selbst übernommen werden. Es ist jedoch wichtig, dass das Anheben des Dachstuhls und die statischen Berechnungen von Fachleuten durchgeführt werden, um die Sicherheit und die Einhaltung der Bauvorschriften zu gewährleisten.

Für detaillierte Informationen und um ein genaues Angebot für Ihr spezifisches Projekt zu erhalten, ist es ratsam, sich an lokale Fachbetriebe und Architekten zu wenden. Nutzen Sie unseren Baukostenrechner für den Dachstuhl, um nach Richtpreisen in diesem Bereich zu suchen.

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